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Jugend
Die beiden Brüder kamen in die Obhut Pater Francis Morgans, eines mit ihrer Mutter befreundeten Priesters, der sie zunächst bei ihrer Tante Beatrice Bartlett, später bei einer befreundeten Pensionswirtin unterbrachte. Dort lernte Tolkien 1908 seine spätere Frau, die drei Jahre ältere Edith Bratt, kennen. Als sein Vormund davon erfuhr, verbot er Tolkien bis zum Erreichen seiner Volljährigkeit mit einundzwanzig Jahren jeden Kontakt mit Edith.
In der Schule wurde Tolkien unterdessen durch seinen Schulrektor nicht nur auf die Philologie, die Wissenschaft von den Gesetzmäßigkeiten der Sprache, aufmerksam, sondern durch einen befreundeten Lehrer auch mit dem Altenglischen in Berührung gebracht. Zu dieser Zeit las er zum ersten Mal ein Herzstück der altenglischen Literatur, das Gedicht Beowulf, und war sofort begeistert. Im Mittelenglischen machte er sich selbst mit den Dichtungen Sir Gawain and the Green Knight und Pearl vertraut. Über alle drei Werke sollte er später bedeutsame akademische Arbeiten vorlegen. Schließlich wandte er sich auch dem Altnordischen zu, um die Geschichte um Siegfried und den Drachen Fafnir, die ihn als Kind so fasziniert hatte, im Original lesen zu können.
Von den neu erworbenen philologischen Kenntnissen angespornt, begann Tolkien bald damit, eigene Sprachen zu erfinden, die aber auf seinem zu diesem Zeitpunkt bereits gut ausgebildeten Wissen um linguistische Entwicklungsprinzipien beruhen. Frühe Versuche basierten auf dem Spanischen, doch als er durch einen Schulfreund auf das Gotische aufmerksam wurde, begann er nicht nur damit, die in dieser toten Sprache enthaltenen Lücken selbsttätig aufzufüllen, sondern versuchte auch das Gotische zu einer hypothetischen Ursprache zurückzuführen.
Diese enge Beschäftigung mit Sprachen zeigte sich bald auch in der Schule, wo Tolkien seine Zuhörer bei (damals meist in Latein gehaltenen) Debatten bald mit fließenden Vorträgen in Griechisch, Gotisch oder Altenglisch überraschte.
Im Sommer des Jahres 1911 bildete Tolkien mit einigen Freunden, darunter Christopher Wiseman, Robert Quilter Gilson und Geoffrey Bache Smith, den T.C.B.S. (Tea Club – Barrovian Society), eine informelle Gemeinschaft von Freunden, die sich zunächst in der Schulbibliothek, später dann in Barrow's Stores regelmäßig traf, um miteinander über Literatur zu diskutieren. Zu dieser Zeit und möglicherweise durch den T.C.B.S. inspiriert, begann Tolkien ernsthaft damit, Gedichte zu schreiben, in denen erstmals im Waldland tanzende Feenwesen (fairies) auftraten. Ein möglicher Anstoß dazu könnte von dem katholischen Dichter mystischer Gedichte, Francis Thompson, gekommen sein, mit dessen dichterischem Werk Tolkien sich zu dieser Zeit nachweislich auseinandersetzte.
Nach einem fehlgeschlagenen Versuch im Jahre 1909 gelang es ihm im Dezember 1910, ein Stipendium des Exeter College in Oxford zu erhalten. Mit dem Wissen, dass seine unmittelbare Zukunft damit gesichert war, ging Tolkien in den Rest seiner Schulzeit. Trotz seiner späteren Abneigung gegen das Theater nahm Tolkien bereitwillig in der Rolle des Hermes an einer Aufführung von Aristophanes' Theaterstück Der Frieden teil und kehrte auch im Dezember 1911 noch einmal für eine Aufführung von R. B. Sheridans The Rivals durch Mitglieder des T.C.B.S., in der er die Rolle der Mrs. Malaprop übernahm, an seine alte Schule zurück.
In der Zeit zwischen Schulende und Studienbeginn in Oxford verbrachte Tolkien zusammen mit seinem Bruder und weiteren Freunden einen Wanderurlaub in der Schweiz. Eine Postkarte mit dem Namen Der Berggeist, auf der ein unter einer Kiefer auf einem Felsen sitzender alter Mann dargestellt ist (das Bild stammt von dem mystisch-esoterisch orientierten deutschen Maler Josef Madlener aus Memmingen), wurde nach seinen späteren Angaben zur Inspiration für die Figur des Zauberers Gandalf in seiner selbsterschaffenen Welt Mittelerde.
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Kindheit
Seine frühe Kindheit verlief bis auf einen Tarantelbiss, der als möglicher Auslöser für das wiederholte Auftreten von giftigen Riesenspinnen in seinen Werken gelten kann, weitgehend ruhig und ereignislos.
1895 kam er mit seiner Mutter, die das afrikanische Klima nicht gut vertrug, und seinem Bruder Hilary zu einem Urlaub nach Birmingham (England). Dort erreichte seine Mutter im darauffolgenden Jahr die Nachricht vom Tode ihres Mannes, der aufgrund schwerer innerer Blutungen verstorben war. Die Familie zog daraufhin nach Sarehole Mill, einem Vorort von Birmingham, der zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend von der Industrialisierung unberührt geblieben war. Die folgenden vier Jahre seiner Kindheit verbrachte Tolkien in dieser ländlichen Idylle, die später zur literarischen Vorlage für das Auenland, einem Teil seiner mythologischen Welt, wurde. Hier wird er auch zuerst mit dem Dialektwort Gamgee für Baumwolle vertraut, das später zum Namen eines der Hobbit-Protagonisten in seinem Hauptwerk Der Herr der Ringe werden sollte.
Seine Mutter, die im Jahre 1900 gegen den Willen ihrer Eltern und Schwiegereltern zum römischen Katholizismus konvertierte, erzog ihre Kinder in ihrem Glauben. Diese weltanschauliche Grundprägung sollte sich durch Tolkiens gesamtes Leben ziehen und weitreichende Auswirkungen auf sein Werk haben.
Da er sich früh an Sprachen interessiert zeigte, brachte ihm seine Mutter Grundzüge des Lateinischen, Französischen und Deutschen bei. Durch sie wurde er auch mit den Geschichten von Lewis Carrolls Alice im Wunderland, der Artus-Sage und den Märchenbüchern von Andrew Lang vertraut gemacht, in denen er auch zum ersten Mal von den nordischen Sagen um Siegfried und den Drachen Fafnir hörte.
Zwischen 1900 und 1902 zog Tolkien mit seiner Mutter mehrfach innerhalb von Birmingham um, zunächst in den Stadtteil Moseley, dann nach King's Heath, wo er durch die ungewohnten Namen auf den hinter dem Haus vorbeifahrenden Kohlewaggons zum ersten Mal auf das ihn ästhetisch berührende Walisisch stieß, schließlich nach Edgbaston. Da all diese Orte städtischen Charakter hatten, waren seine vom Landleben geprägten Kindertage vorbei. Hinzu kam eine Odyssee durch verschiedene Schulen: Zunächst auf der King Edward's School angenommen, wechselt er 1902 an die St. Philips Grammar School, um dann 1903 mit einem Stipendium wieder an die King Edward's School zurückzukehren. Dort lernte er neben den klassischen Sprachen Latein und Griechisch durch einen engagierten Lehrer auch das Mittelenglische kennen.
Am 14. November 1904 starb seine Mutter, für den Zwölfjährigen völlig überraschend, nach einem sechstägigen diabetischen Koma. Dieser frühe Tod bewirkte, dass er sich dem Glauben und der katholischen Kirche noch enger verbunden fühlte. Ebenso stärkte dieses Ereignis seine pessimistische Grundhaltung. Er sah, ganz im Sinne der Bibel (1 Johannes 5:19: „ Wir wissen: Wir sind aus Gott, aber die ganze Welt steht unter der Macht des Bösen.“ zit. nach Einheitsübersetzung), die Welt in den Händen des Bösen. Nur in den Siegen des Guten, so seine Vorstellung, konnte dabei das Schlechte vorübergehend zurückgedrängt werden. Erlösung konnte für ihn der Mensch nur durch den Glauben an Jesus Christus und das Ewige Leben finden. Diese Einstellung sollte zum grundlegenden Tenor seines literarischen Schaffens werden.
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Info
J. R. R. Tolkien wurde im Jahre 1892 als Sohn englischer Eltern, des Bankmanagers Arthur Reuel Tolkien (1857 - 1896) und dessen Frau Mabel Suffield (1870 - 1904), in Bloemfontein im Oranje-Freistaat (heute Südafrika) geboren, wo sich sein Vater aus beruflichen Gründen aufhielt. Seine Familie väterlicherseits hatte sächsische Wurzeln (der Name Tolkien leitet sich von dem deutschen Wort tollkühn ab), lebte aber schon seit mehreren Generationen in England. Die meisten Vorfahren Tolkiens waren Handwerker. 1894 kam sein Bruder Hilary Arthur Reuel Tolkien zur Welt.
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Die Geschichte Roverandom verfasste Tolkien 1925 für seinen Sohn Michael, um ihn über den Verlust seines Lieblingsspielzeugs hinwegzutrösten.[attachment=0]1-4b1bf8e38aecf728.jpg[/attachment]
Eisenfuß
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