Zu allen Punkten sei gesagt: Meistens beziehen sie sich auf absolute Spiel-Anfänger. In unserer Sippe gibt es viele Ausnahmen, deswegen nicht so eng sehen, aber dennoch ernst nehmen.
I. Du sollst stets freundlich sein
Reizen sie den Zwerg bloß nicht, er hat eine Axt! Und selbst wenn Sie eine noch größere Axt haben – bleiben Sie höflich. Beleidigungen und herablassende Bemerkungen verderben ihren Mitspielern die Laune. Oder möchten Sie ständig dumm von der Seite angemacht werden, wenn Sie durch die Fußgängerzone schlendern? Können Sie sich entspannen, wenn Sie dauernd als Anfänger beschimpft werden? Eben nicht. Schlucken Sie Ihren Ärger auch dann herunter, wenn Sie sich im Recht sehen. Ein Mitglied Ihrer Party stirbt, weil der Heiler mal wieder geschlafen hat? Dann stauchen Sie ihn nicht gleich zusammen, sondern greifen Sie ihm unter die Arme. Erklären Sie ihm freundlich, was Sie von ihm erwarten und welche Zauber er einsetzen soll. Das bringt Sie weiter als Flüche und Beleidigungen. Ihre Mitspieler werden es Ihnen danken.
II. Du sollst die Chat-Kanäle richtig nutzen
Ihr Kundiger findet eine Axt, darf aber nur Stäbe tragen? Dann setzen Sie eben ein Verkaufsangebot in den allgemeinen Chatkanal, weil Sie hoffen, dort viele potenzielle Käufer zu finden. Angebote im allgemeinen Chat stören jedoch Gespräche. Daher bieten viele Spiele einen Handelskanal. Der hat Sinn: Nach Themen sortierte Kanäle sorgen dafür, dass Gespräch lesbar bleiben. Nutzen Sie Chat-Kanäle daher nur für den vorgesehenen Zweck.
III. Du sollst Deine Mitspieler nicht betrügen
Gelegenheit macht Diebe. Und Diebe kriegen Hiebe! Stehlen Sie daher niemals Beute. Wenn ein Mitspieler ein Monster erschlägt, gehört ihm die Beute. Also Finger weg! Anmerkung: Das gilt meiner Meinung nach vor allem für Rohstoffvorkommen. Im Gruppenspiel sollte jeder nur Bedarf drücken, wenn er die Rohstoffe oder Ausrüstungsgegenstände, die Gegner fallen lassen, auch wirklich mit seinem anwesenden Charakter braucht. Bei Sippengruppen oder mit befreundeten Leuten kann man sich ja absprechen.
IV. Du sollst nicht stehlen
Natürlich ist es verlockend, dem Troll von nebenan seine magische Axt zu klauen. Man könnte ihn fragen, ob er die Waffe kurz ausleiht – und dann sieht er sie nie wieder. Doch Ihre Mitspieler haben sich ihre Ausrüstung verdient, sind in finsteren Drachenhöhlen hinab gestiegen und haben auf Berggipfeln gegen Eisriesen gefochten. Sie sind stolz auf ihre Beute und wollen sich nicht davon trennen. Wie würden Sie sich denn fühlen, wenn Ihr bester Freund Ihren neuen Porsche borgt und niemals wieder kommt? In einigen Online-Rollenspielen wird Betrug allerdings nicht offiziell geahndet, weil die Spieler selbst schuld sind, wenn sie auf Schwindler reinfallen. Deswegen lautete Gebot III a: Du sollst dich nicht bestehlen lassen. Verleihen Sie also niemals Gegenstände und geben Sie außerdem auf keinen Fall Ihre Account- Daten weiter – nicht einmal an Ihre Freunde.
V. Du sollst Mitspieler nicht um Ihren Lohn bringen
Was für ein Kampf! Der Spieler steht knietief in den Leichen kleiner Drachen. Es hat lange gedauert, aber er hat sie alle besiegt; endlich ist der Weg frei zum Riesendrachen, den der Held besiegen muss, um seine Quest zu erfüllen. Plötzlich saust ein Zwerg vorbei und verwickelt den Oberdrachen in einen Kampf. Der Spieler brüllt: „Das Viech gehört mir!“ Aber zu spät: Der Zwerg erschlägt das Untier und haut wieder ab. Dabei hätte sich der strahlende Kämpfer diese Beute verdient, weil er den Weg zum Monster geebnet hat. Der gierige Zwerg hingegen hat den Drachen unfair abgestaubt. Lassen Sie Spielern daher Ihre Belohnungen und bringen Sie sie nicht um ihren verdienten Lohn. Wer hart für sein Ziel arbeitete, darf es auch erfüllen. Erledigen Sie also keine Questbosse und öffnen Sie keine Schatzkisten, zu den sie sich nicht selbst durchgeschlagen haben. Anmerkung: Das gilt auch für Rohstoff-Vorkommen, zu denen man sich vorschlagen muss. Im Gruppenspiel gilt wieder die Regel: Zum vermeiden Bedarf/Gier oder gleich Masterloot einstellen.
VI. Du sollst Einsteiger unterstützen
Die Elbin irrt durch den finsteren Forst. Hier war sie noch nie. Um die Bäume streifen Dämonen; alleine hat die Elbin keiner Chance. Da kommt ein Hauptmann des Weges. Er erschlägt die Dämonen, bietet der Elbin Hilfe an und zeigt ihr den Weg durch den dunklen Wald. Dann gibt er ihr noch ein paar gute Einkaufstipps und geht wieder einer Wege. Machen Sie’s ihm nach! Helfen Sie Einsteigern, die sich in der Spielwelt noch nicht zu Recht finden.
VII. Du sollst Deine Mitspieler nicht belästigen
Hey Sie, hören Sie auf zu spammen! Hey Sie, hören Sie auf zu spammen! Hey Sie, hören Sie auf zu spammen! Hey Sie… Das nervt? Okay, wir hören auf. Und Sie auch! Müllen Sie Chatkanäle nicht mit immergleichen Texten voll. Fordern Sie Mitspieler nicht zehnmal zum Duell heraus, wenn sie schon beim ersten Mal abgelehnt haben. Brüllen Sie nicht mit Großbuchstaben im Chatkanal. Versuchen Sie, Ihre Mitspieler nicht zu belästigen. Anmerkung: Man kennt es ja selbst, es stört einfach. Wenn Sich keiner meldet (im Sippen- wie im Beratungs- oder SNG-Chat, einfach 10, 20, 30 Minuten warten und erneut versuchen; aber nicht minütlich)
VIII. Du sollst keine Bugs ausnutzen
Man muss um Mitternacht auf einem Bein stehen und einen Feuerball in Richtung Meer schleudern, dann wird man unverwundbar. Oder so. Solche abstrusen Phänomene gehören nicht zur regulären Spielmechanik, sondern sind Bugs. Weil Online-Rollenspiele sehr komplex sind, übersehen die Entwickler immer mal wieder Fehler. Wenn Sie Bugs finden und ausnutzen, begehen Sie einen Exploit. Zum Beispiel fliegt Ihr Held in eigentlich unzugängliche Gebiete, weil ein Schwebezauber zu lange wirkt. In einem Solo-Rollenspiel wäre das nicht schlimm, weil Sie durch den Exploit niemandem schaden. In Online-Welten verschaffen Sie sich jedoch unfaire Vorteile gegenüber Ihren Mitspielern. Seien Sie also fair und nutzen Sie Bugs oder Designfehler nicht aus.
IX. Du sollst die Serverregeln achten
Nicht alle Server eines Online-Rollenspiels sind gleich. Auf normalen Servern darf jeder reden, wie er will. Oft gibt’s aber zusätzlich Rollenspiel-Server, auf denen spezielle Umgangsformen gelten, um die Spielerlebnis zu vertiefen. Dort reden Weltraumhelden wie Han Solo aus Krieg der Sterne und Zwerge wie Gimli aus Herr der Ringe, weil beide klassische Rollenvorbilder sind, Fantasy-Helden eine mittelalterliche Sprache und sagen nicht „Servus Alda!“, sondern „Seid gegrüßt.“ Wichtig ist, dass sowohl der Name Ihres Helden als auch seine Sprache zu den örtlichen Gepflogenheiten passt – sonst schaden Sie der Rollenspiel-Atmosphäre und stören Ihre Mitspieler.
X. Du sollst Spiel und Privatleben trennen
Fragen Sie die süße Elbin nie nach ihrere Telefonnummer. Heulen Sie sich nicht beim netten Wächter aus, weil Ihr Auto geklaut wurde. Ziehen Sie eine Grenze zwischen Spiel und Privatleben. Online-Rollenspiele haben mit dem echten Leben nichts zu tun! Ihre Mithelden wollen nicht mit realen Konflikten belastet werden. Zudem sollten Sie Probleme lieber echten Freunden anvertrauen, von denen Sie mehr kennen als nur den Namen. Anmerkung: Das ist ein sehr schwerer Punkt. Eigentlich sollte man sich daran halten, was die Vergangenheit schon oft gezeigt hat (die Veteranen der Sippe wissen, was ich meine). Andererseits kennt man sich in der Sippe schon sehr lange und ist hilfsbereit, weshalb man gerne seine Ingamefreunde mal um Hilfe oder Rat fragen kann. Also ich persönlich bin mit sowas relativ offen, das soll jeder selbst entscheiden.